„Bitte nicht anlehnen!“ Manfred Kirschner # 2 (Archiv)

Manfred Kirschner (*1971 in Achim, lebt und arbeitet in Berlin) ist Maler, Performer, Galerist und manchmal seine eigene Kunsthistorikerin. Wir freuen uns, nach den vier Kreidebildern aus der „schwarzen Larousse-Serie“ nun einige seiner großen gemalten Text-Bild-Collagen im AkA-Showfenster in der Kunsthalle Weseke zeigen zu können.

Mit ähnlicher Ambivalenz wie in der „schwarzen Larousse-Serie“ präsentiert uns Kirschner in den grösseren Leinwandbildern Motive der Waren- und Konsumwelt (Hollywood eingeschlossen), die zum Teil durch Text ironisiert werden. So steht über einer Schere „You can call me god“: ist hier die Gott-ähnliche Macht eines (Film-)Cutters oder eines Schneiders gemeint oder hat der Maler schlicht ein „o“ vergessen und möchte eigentlich, dass wir ihm vertrauen? Eine schwarze Baum-Silhouette mit einigen Farbläufern vor einem Himmel aus braunen Mischtönen trägt den Titel „Bitte nicht anlehnen!“ und stellt damit ironisch nicht nur den (Gebrauchs–)Wert zeitgenössischer Kunst(objekte) sondern gleich die Dauerhaftigkeit von Kultur insgesamt in Frage. Ein Thema, das uns gerade in pandemischen Zeiten stark beschäftigt, wenn die „Systemrelevanz“ von Dienstleistungs- und Produktionsbereichen und damit die scheinbare Wichtigkeit von Menschen und ihren Funktionen im Fokus einer öffentlichen Debatte steht.

Ein weiteres Bild zeigt einen Einkaufswagen mit der Überschrift „The miracle of Shopping is possible every day“. Es preisst angeblich die endlosen Möglichkeiten des Kapitalismus – vorausgesetzt, man hat das Geld, den (hier leeren!) Einkaufswagen zu füllen. Die überdimensionierte, schwarze Silhouette eines Pudels kommt als „The Dog“ daher – als wäre dies der Prototyp eines Hundes. Da nicht alle Bilder zeitgleich im Showfenster Platz finden, wird in variierender Hängung wochenweise ein Bild gewechselt.

Zum ersten der Teil Ausstellung (1.11.–19.12.2020): Zwei Kreideaquarelle der „schwarzen Larousse-Serie“ heben etwas scheinbar Alltägliches – eine Uhr und einen Mops – durch den Akt des Malens auf ein imaginäres Podest. Hier stehen sie scheinbar „erhaben“ – und erscheinen doch auch bemitleidenswert. Die Technik des Aquarellierens lässt ihre Konturen leicht verlaufen und bei den beiden Porträts der Serie – einer Prinzessin mit Schnurbart (?) und einem maskierten Harlekin – lassen sich diese leicht als Tränen über das eigene „traurige“ Schicksal interpretieren …

Kirschners Bilder erinnern uns als Betrachtende hintersinnig an die Absurditäten des menschlichen Daseins und seine ironischen Kommentare werfen gerade in Krisenzeiten die Frage auf: wie lang es (uns) hier noch gut gehen kann …